Weise Unternehmer lernen aus den Fehlern anderer
Es gibt zwei Wege im Leben, etwas zu lernen. Der eine geht über Erfahrungen. Das ist zeitintensiv, häufig mit Schmerzen oder finanziellen Rückschlägen verbunden. Die zweite Möglichkeit ist, von den Erfahrungen anderer zu profitieren, nach dem Motto: Kluge Menschen lernen aus ihren Fehlern, weise aus den Fehlern anderer (Und dumme wiederholen ihre Irrtümer).
Scheitern gehört zum Leben dazu. Immer wenn wir etwas zum ersten Mal machen oder eine etablierte Herangehensweise modifizieren, können Fehltritte passieren. Das ist nicht tragisch. Kritische Selbstreflexion bewahrt uns davor, noch einmal in dieselbe Falle zu laufen. Ansonsten haben Patzer wenig Mehrwert für den Betroffenen. Interessant sind suboptimale Entscheidungen allerdings für andere, die vor derselben Frage stehen und von den Erfahrungen profitieren können. Im Folgenden lesen Sie von einigen meiner Fehler als Unternehmer. Vielleicht können Sie davon lernen.
Unternehmer-Fehler 1: Zu spät Personal einstellen
Rückwirkend wäre es schlauer gewesen, früher Mitarbeiter einzustellen. Natürlich gab es in meinen ersten Unternehmerjahren etliche Gegenargumente dafür: Ich studierte nebenbei, versuchte die Kosten kleinzuhalten und wurde von meinen Eltern ständig gewarnt, keine zu hohen Risiken einzugehen. Also stemmte ich größere Projekte mit Kooperationspartnern. Dabei kassierte der „Kundenbesitzer“ 30 Prozent, der ausführende Partner 70 Prozent vom Umsatz. Auf diese Weise verdiente ich gutes Geld. Allerdings hat ein solches Partnermodell einige Nachteile:
- Ressourcen lassen sich schlechter planen, weil Partner im Zweifelsfall „eigene“ Kunden
- Man versäumt, Mitarbeiter einzuarbeiten. Stellt man erst jemanden ein, wenn es gar nicht anders geht, erreicht dieser nie die gewünschte Tiefe der Unternehmenskenntnis. Schon deshalb, weil die Zeit für intensive Einarbeitung fehlt.
- Viele verzichten bei einem Kooperationsmodel auf Azubis. Dabei sind diese kostengünstig und „formbar“. Häufig ist es einfacher, jemanden neu für etwas zu begeistern, als erfahrene Mitarbeiter zu motivieren.
- Wenn Kunden mit wechselnden Ansprechpartnern zu tun haben, sinkt die Kundenbindung.
- Die Außenwelt nimmt einen als Kleinunternehmen wahr.
- Löst man Kooperationen mit Partnern wieder auf, gehen Know-how und eventuell Kunden verloren.
- In engen Kooperationen gibt man unweigerlich Wissen preis, von dem der Wettbewerb dann profitiert.
Unternehmer-Fehler 2: „Günstige“ Mitarbeiter einstellen
Günstige Mitarbeiter erreichen sehr schnell ihr Leistungslimit. Wenn Arbeitgeber Glück haben, tun sie exakt das, wofür sie eingestellt wurden – aber nicht mehr. Sie können nur selten für höhere Aufgaben entwickelt werden. Günstige Mitarbeiter gehen unbewusst davon aus, dass ihr berufliches Potenzial gering ist. Ob das zutrifft oder nicht: Weil sie oft ein schlechtes Selbstbild haben, fehlt ihnen häufig die Kreativität, immer wieder Wege zu finden, sich wertschöpfend einzubringen. „Teure“ Teammitglieder kosten häufig kein Geld. Vielmehr erzielen sie mehr Umsatz für den Betrieb, als sie kosten. Wer seine Arbeitskraft teuer verkaufen kann, verfügt in der Regel über wertvolle Kompetenzen und solides Selbstvertrauen. Beides zahlt sich für den Arbeitgeber aus.
Mein jetziges Team habe ich mit der alten Firma verkauft und zwei Jahre später wieder zurück geholt.
Unternehmer-Fehler 3: Mitarbeiter sind keine Unternehmer
Mitarbeiter werden auf Dauer niemals den gleichen Arbeitseinsatz bringen wie Unternehmer. Das ist ein universales Gesetz. Ist der Chef anfangs noch zu zweit oder dritt aktiv, herrscht ein gewisser Gründerspirit. Das Team arbeitet fast wie eine Familie zusammen, alle machen Überstunden, das ist normal. Zu Beginn wird niemand einen Ausgleich fordern. Der Job fühlt sich nicht wie Arbeit an, Mitarbeiter sehen sich als gleichberechtigte Partner, jeder bringt sich ein, um Kundenaufgaben zu lösen.
Sobald das Team wächst und der Gründer sich aus dem Tagesgeschäft zurückzieht, sinkt die Bereitschaft der Crew, sich für das Unternehmen „aufzuopfern“. Das müssen Inhaber wissen und einplanen. Irgendwann erreichen sie eine Größe, bei der sie durch neue Teammitglieder kaum noch einen Effekt spüren: Der Chef denkt, er hätten zusätzliche Mittel eingekauft. Die Mitarbeiter denken, jetzt sei endlich der Zeitpunkt für weniger Überstunden. Neue Ressourcen werden durch vorhandene Aufgaben aufgefressen.
Unternehmer-Fehler 4: Ignorieren, dass Menschen verschieden sind
Auch Menschen, die denselben Job machen, in derselben Firma arbeiten, mit denselben Kunden agieren, denken und handeln trotzdem nicht zwangsläufig wie der Chef. Egal, wie häufig Sie zum Beispiel demonstrieren, wie Sie selbst eine Aufgabe angehen: Ein Mitarbeiter wird es trotzdem auf eine Weise tun, die seiner Persönlichkeit eher entspricht. Erwachsene lassen sich schwer ändern oder gar „erziehen“.
Aus einem introvertierten Zahlenmensch wird so wenig ein mitreißender Verkäufer wie aus einem Nashorn eine Raubkatze. Idealerweise machen Sie aus der Not eine Tugend und setzen Mitarbeiter entsprechend ihren persönlichen Stärken ein. Schauen Sie, was den Menschen leichtfällt, und passen Sie die Arbeitsbereiche an. Das steigert die Zufriedenheit und bringt bessere Ergebnisse.
Abkürzung zum Erfolg
Wer sein Unternehmen schnell profitabler aufbauen will, nimmt die Abkürzung zum Erfolg, indem er von anderen lernt. Mehr Tipps rund um die Themen Personal, Führung und Gründung erfahren Sie in meinem Ratgeber „55 Business-Turbos für KMU: Mehr Zeit, mehr Kunden, mehr Gewinn”. Ich freue mich, wenn Sie Ihr Business so mit Turbo voranbringen.
Ihr
Philip Semmelroth